Wasser Infrastruktur Ressourcen (Institut)

Mikroskopische Begleitung des Betriebs einer industriellen Kläranlage unter besonderer Berücksichtigung der ISV-Problematik

Beschreibung

Projektlaufzeit: 01/2010 - 12/2013

Bearbeitung durch: tectraa

Bearbeiter:

In vielen kommunalen und industriellen Kläranlagen treten immer wieder Probleme durch einen erhöhten Schlammindex in der Belebung aufgrund des verstärkten Wachstums fadenförmiger Bakterien auf. Da die fadenförmigen Organismen durch ihr großes Oberfläche-Volumen-Verhältnis im Vergleich zu den kompakten Flocken relativ leicht sind und zudem benachbarte Flocken untereinander vernetzen, setzen sie sich im Nachklärbecken schlecht ab. Im Belebungsverfahren wird die Biomasse im Nachklärbecken durch Sedimentation vom gereinigten Abwasser abgetrennt, der abgesetzte Schlamm wird in die Belebung zurückgeführt. Hierbei stellt der Schlammindex ISV ein Maß für die Sedimentationsfähigkeit des Belebtschlamms dar. Er gibt an, welches Volumen 1 g Schlamm bezogen auf seine Trockenmasse nach 30 Minuten Absetzdauer einnimmt. Definitionsgemäß liegt Blähschlamm dann vor, wenn der Schlammindex - bedingt durch fadenförmige Bakterien - mehr als 150 ml/g beträgt. Die verfahrenstechnisch wichtigen Schritte der Abtrennung und Rückführung der Biomasse werden nachhaltig gestört, da sich die Belebtschlammflocken nicht oder nur sehr schwer absetzen und als Blähschlamm im Wasserkörper stehenbleiben. Im schlimmsten Fall kann Blähschlamm einen Schlammabtrieb aus der Nachklärung verursachen, der zum einen zu einer Erhöhung der Ablaufwerte (vor allem für die Parameter CSB und Phosphor) führt, zum anderen geht dem System Biomasse, die für die biologische Reinigung benötigt wird, verloren. Durch eine Begleitung des Kläranlagenbetriebs mit regelmäßigen mikroskopischen Untersuchungen über einen Zeitraum von 12 Monaten sowie eine Auswertung der Betriebsdaten über die letzten 3 bis 5 Jahre soll eine Korrelation der wichtigsten Vertreter der fadenförmigen Organismen in der Belebtschlamm-Biozönose mit möglichen Selektionsfaktoren erfolgen. Die Zuordnung solcher Selektionsfaktoren kann dann ggf. zu der Auswahl geeigneter Bekämpfungsmaßnahmen gegen die wesentlichen Verursacher hoher Schlammindices führen bzw. Hinweise darauf liefern, wie die Verfahrensführung derart geändert werden kann, dass die fadenförmigen Bakterien keine weiteren Wachstumsvorteile gegenüber den flockenbildenden Bakterien erlangen. Damit soll die Kläranlage in Bezug auf die Biozönose optimiert und eine sichere Einhaltung der für einen stabilen Betrieb der Anlage erforderlichen Schlammindices ermöglicht werden.

Zum Seitenanfang